Der Umweg in die Ausbildung

Der junge Mensch hat viele Möglichkeiten seinen Beruf zu erkunden. Die Eltern sind da die erste Anlaufstelle und können viele Möglichkeiten bieten, um dem Kind einen Einstieg in die Berufswelt zu ermöglichen. Die Eltern brauchen dafür einen geschulten Blick, um die Fähigkeiten ihres Kindes zu erkennen und authentisch zu fördern. Meist kommt ein elterlicher Zwang dabei an die Oberfläche, der die Eltern dazu bringt, ihr Kind zu manipulieren. Der Wille der Eltern, dass das Kind in ihre Fußstapfen tritt. Der junge Mensch wird dazu missbraucht die eigenen Wünsche, der Eltern, in die Tat umzusetzen und ihre inneren Bedürfnisse stellvertretend zu befriedigen.

Kinder sind keine Avatare und haben ein eigene Existenz und innere Bedürfnisse, die befriedigt werden dürfen. Die Egozentriertheit der Elternteile und deren überbehütenden Funktion erzeugt jedoch einen gesellschaftlichen Avatar, der nicht sein volles Potenzial ausschöpft und damit im Magel lebt. Wenn sich das Kind für den Beruf der Eltern aus eigenem antrieb heraus interessiert, ist es noch nicht bestimmt, dass es sich auch für diesen Beruf entschließt. Also, liebe Eltern, seid da nicht enttäuscht, wenn es so ist. Berufswünsche entwickeln sich und Aussagen wie z.B. “Das Handwerk hat goldenen Boden”, “Mamas/Papas Beruf ist ein Zukunftsberuf”, “lerne was vernünftiges”, “mit Tanz kann man nichts verdienen”, sind Aussagen, die über Generationen weitergegeben werden. Sind diese Aussagen relevant für das Kind? Es sind dann eher die folgenden Fragen, die sich dann stellen:

  • Was sind die Stärken des Kindes?
  • Hatte es die Möglichkeit, die Stärke zu entwickeln?
  • Erlebt es damit Zufriedenheit?
  • Ist es nicht egal, welchen Beruf es wählt?

Wie soll ein junger Mensch den Bäckerberuf interessant finden, wenn er in der Familie nicht backen durfte, oder ähnliche Tätigkeiten ausführte, jedoch Onkel Martin ein toller Bäcker war, der ganze Stolz der Familie. Da wird dieser Beruf das Richtige sein und das Kind genauso erfolgreich werden. Wird es wirklich so sein?

Stellen Sie sich mal diese Situation aus ihren Augen vor, vielleicht können Sie sich noch an ihren Weg in die Ausbildung erinnern. Wie fühlt sich das an, wenn Sie fremdbestimmt wurden? Würden Sie lieber etwas anderes tun? Fällt Ihnen ihr derzeitiger Beruf einfach, erfüllt er Sie?

Ein Kind kann durchaus motiviert werden. Wichtig dabei ist, dass es zu seinen Fähigkeiten passt. Ein Fisch klettert nicht auf Bäume! Als Elternteil kann man da durchaus Vorbild sein, doch mit der Erkenntnis, dass das Kind ein anderes Erleben hat, als man selber. Ein einzigartiges Individuum. Ein eigenständiges System im Universum. Stärken statt einschränken, so entsteht Spezialisierung.

Einrichtungen  und unterstützende Maßnahmen

Es gibt junge Menschen, die sich ihrer Stärken nicht bewusst sind, aus welchen Gründen auch immer. Gehen wir mal davon aus, dass es Eltern nicht möglich war, als Leuchtturm für ihre Kinder da zu sein. Die jungen Menschen wurden durch ihr Umfeld irritiert und haben noch keine Berufsvorstellung. Meist sind Sie zusätzlich von ihrem sozialen Umfeld belastet.

Eine frühe Hilfestellung beginnt in der Schule und es nennt sich Praktikum. Es finden Vorbereitungen auf ein Praktikum statt. Unter verschieden Systemen werden Stärken herausgefiltert und durch Lehrer, Berufsberater und Sozialpädagogen begleitet. Auch bei diesem Hilfestellung gibt es wieder das System der Massenabfertigung und der generalisierung. Für einen Teil der jungen Menschen funktioniert das System und sie können eine ansprechende Tätigkeit für sich herausfiltern, jedoch vielleicht auch durch Eingriff der Erwachsenen.

Und jetzt?

Jetzt kommen gute Möglichkeiten ins Spiel, um den orientierungslosen jungen Menschen den Einstieg in das Berufsleben zu ermöglichen. Soweit so gut, die durch das Raster gefallenen Menschen werden nun über Maßnahmen an ihre Kompetenzen herangeführt. Dazu gibt es Bildungsmaßnahmen des europäischen Sozialfond, der Agentur für Arbeit und Kooperationen mit den Bildungseinrichtungen von z.B. Kolping Bildungswerken und den Handwerkskammern. Ansich ein gutes Konstrukt, welches wirklich Potenzial hat.

Bei berufsvorbereitenden Maßnahmen verbringen junge Teilnehmer ihren Tag in Werkstätten, Schulen oder Betrieben und werden in der Findung ihrer Fähigkeiten vorangetrieben, oft suboptimal. Meist sind die Bildungseinrichtungen mehr mit der Einrichtungsoptimierung, QM, Arbeitsprozesse, Personalschlüssel und Budgets beschäftigt, als mit der wichtigsten Arbeit, den Teilnehmer intraindividuell zu fördern. Eine wahrhaft trostlose Situation, denn dazu kommt noch die interne Kompetenzverteilung.  Hinzu kommt die geballte Ladung von Teilnehmer, die ihre Bedürfnisse nicht unbedingt kennen und nicht koexistent sind.

Es fehlt da an Kompetenz, wenn die Kompetenz geprüft wird, die vorab durch einer Kompetenzprüfung einer anderen Einrichtung geprüft wurde. So kamen mir zumindest die Tests vor, mit denen wir früher unsere jungen Teilnehmer einschätzten, um sie einer Werkstatt zuzuordnen, da sie nicht wussten, was “sie” eigentlich werden wollten. Eine einfache Rotation, durch die Werkstätten, hätte da vermutlich mehr geholfen. Es ist immer das gleiche Muster, ein statischer Plan wird auf einen intraindividuellen Menschen angewendet. Die Ausbilder, die zu Anleitern degradiert werden, verbringen mehr Zeit mit den Jugendlichen, als der Sozialpädagoge und könnten wahrhaftig dazu beitragen, die verdeckten Fähigkeiten zu erkennen.

Da sind Kontrastfehler und Sanktionierungen vorprogrammiert, denn die Blaupause der Maßnahme begrenzt und die Hilfestellungen sind bei der Bildungsbegleitung und Ausbilder  interindividuell nicht möglich. Die Arbeiten kollidieren meist. Ein jämmerlicher Informationsfluss, der nur darauf absieht, den jungen Menschen schnellstmöglich in die Ausbildung zu bringen. Meistens entsteht dann das Ausbildungsverhältnis, welches durch Druck erzeugt wurde.

Die Ausbildung

Nach dem nun endlich, durch gutem Zureden und der Auswertung adäquater Test, die eindeutige Berufswahl entstanden ist, beginnt nun der junge Mensch seine Ausbildung. Er hat nun die möglichkeit, meistens 3 Jahre, herauszufinden, ob er diesen Beruf sein Leben lang machen möchte.

Jetzt ist der Ausbildungsbetrieb an der Reihe, je nach Führungsstil (laissez-fair, kooperativ, autoritär), werden jetzt die wahren Fähigkeiten und Bedürfnisse klar. Es stellt sich nun die Frage, wie sich das auf die Ausbildung auswirkt. Hier entstehen nun ganz viele Reaktionen auf der Seite des Auszubildenden und des Ausbildenden. Im beste Fall sind es wirklich die Fähigkeiten des jungen Menschen, die sich entwickeln können. Wenn es dem nicht so ist, wird eine Kollision mit dem Unternehmer stattfinden und sich negativ auf das Leben und Erleben des jungen Menschen auswirken.

Ein Mensch hat mit der Geburt eine Entwicklungsmöglichkeit, die für sein System zugeschnitten ist. Eltern und Erziehungsberechtigte haben die Möglichkeit, egal was sie selber für eine Erfahrung machten, zu stärken anstatt zu schwächen.

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